Über 100 Jahre Wintersport am Rothenberg Die Markanteste Epoche, und wohl auch der Bekanntheit des Rothenberg als Wintersportberg förderlichste, war ohne Zweifel die Rothenbergschanze.
Klaus Nuß
Die Markanteste Epoche, und wohl auch der Bekanntheit des Rothenberg als Wintersportberg förderlichste, war ohne Zweifel die Rothenbergschanze. Der Traum vieler Wintersportbegeisterten die sich in den 30’iger Jahren des Vergangenen Jahrhunderts zum Skilauf am Rothenberg trafen war der Bau einer Sprungschanze. Im Dezember 1935 werden auf einer provisorischen Schanze am Platz des heutigen Sanitätshauses am Rothenberg die ersten Probesprünge gemacht. Anfang Februar 1936 wird vor dem Gasthaus Kaulbersch ein Holzgerüst aufgestellt, so dass Weiten von 12 – 14 Meter gesprungen werden können.
1937 werden die Planungen, des am 30. November 1935 gegründeten Skiclub Rothenberg Schnaittach zum Bau einer Skisprungschanze konkreter. Am flachen Nordhang soll die Schanze entstehen, der Platz ist laut Gutachten bestens dafür geeignet. Doch die Forstaußenstelle Schnaittach versagt aus Gründen des Landschaftsschutzes die Zustimmung. In der Begründung heißt es:
„Nachdem in Kersbach schon längere Zeit eine Sprungschanze für Übungszwecke besteht, würde sich eine zweite in nächster Nähe nicht lohnen. Dazu kommt noch der schaden, den man der Schönheit der Waldnatur und somit dem Rothenberg zufügt, vom Schaden, den die Forstverwaltung erleidet, ganz zu schweigen. Durch eine solche Abholzung entsteht eine Lücke, welche bei einem Sturm einen Windbruch sehr stark fördert!“ (Zitat aus der Chronik des Skiclub Rothenberg).
1938 bittet man den Kreisfachamtsleiter für Skilauf um Unterstützung in den Bemühungen, die Genehmigung zum Bau einer Sprungschanze am Rothenberg zu erhalten. Es dauert aber weitere zwei Jahre, bis die Behörden „Grünes Licht“ geben. Sofort beginnt man mit den notwendigen Abholzungen, doch der zweite Weltkrieg lässt eine weitere Verwirklichung des Planes nicht zu. Erst ab dem Jahre 1949 wird das Vorhaben Rothenbergschanze mit ganzer Kraft weiter verfolgt.
Veni VIDI VICI
Die Finanzierung
Noch scheitert allerdings die Ausführung an finanziellen Schwierigkeiten. Man rechnet mit 6 – 7.000 DM Kosten. Eine Unterstützung vom Fußballtoto wird Anfang 1949 abgelehnt, im Sommer soll dazu ein neuer Antrag an den Landessportverband gerichtet werden. Einstweilen tippt man selbst mit: 15 Mann stellen einen Gemeinschaftstipp auf, 11 DM Gewinn werden erzielt, ein erster Beitrag für den Schanzenbau. Alle Vereine des Skigaues Frankenjura werden um ihre Mithilfe gebeten: Man bittet pro Mitglied um 1 DM als Baustein. Außerdem wendet man sich an den Sprecher des Bayerischen Rundfunks Josef Kirmayer. Von ihm erhofft man sich Ratschläge, wie man weitere Geldgeber finden kann. Ebenso fragt man erneut beim Fußballtoto an. In der Marktgemeinde wirbt man selbst: 38,00 D-Mark und 2,5 m3 Holz gehen bei einer ersten Sammlung für die Sprungschanze ein. 1951 verzeichnet man die stolze Summe von 738,31 DM. Auch bei der Weihnachtsfeier des Skiclub wird gesammelt. Die Einnahmen aus der Gabenverlosung werden für den Schanzenbau verwendet. Von 1952 an kommen die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern für die Skispringen hinzu. Aber auch neue Kosten entstehen, noch ist die Anlage nicht endgültig fertig gestellt. So wird im Protokoll der Ausschusssitzung des Skiclub Rothenberg vom 22.05.1954 eine Kostenaufstellung der noch auszuführenden Arbeiten angegeben. Demnach muss mit weiteren 3.500 DM an Kosten gerechnet werden. Im Juli 1954 hat endlich auch der Antrag beim Fußballtoto Erfolg – 1.000 DM werden dem Verein aus der Ausschüttung genehmigt.
Der Rückschlag So weit ist es jedoch erst einmal noch nicht. Während bereits die ersten Bemühungen um eine Finanzierung des Schanzenbaus auf vollen Touren laufen, müssen die Skifreunde am Rothenberg einen schweren Rückschlag hinnehmen.
Als Platz für den Sprungschanzenbau ist noch von 1940 her ein Gelände der Forstverwaltung am Nordhang vorgesehen. Die Pläne von Schanzenfachmann Carl J. Luther aus Partenkirchen liegen vor, doch das Forstamt zögert mit einer neuerlichen Zustimmung. Im Dezember 1950 kommt das „Aus“ vom Bayerischen Regierungsforstamt in Mittelfranken.
„In der vor zehn Jahren abgeholzten Schneise habe sich inzwischen wieder eine gut gemischte Verjüngung eingestellt, die im Hinblick auf den Naturschutz und die forstliche Bestockung nicht wieder zerstört werden dürfe. Man solle an anderer Stelle auf dem holzleeren Nordhang einen geeigneten Platz ausfindig machen wo nicht wertvoller Waldbestand geopfert werden muss“ (Zitat nach einem Schreiben des Bayerischen Regierungsforstamtes Mittelfranken, Ansbach, vom 15.12.1950).
Im April 1951 hat man sich auf ein neues Gelände geeinigt, diesmal am Westhang des Rothenbergs
Der Bau beginnt Nun wollen aber die Rothenberger auch keine unnötigen Verzögerungen mehr in Kauf nehmen. Die notwendigen Pachtverträge werden abgeschlossen, und sofort beginnen die Rodungsarbeiten. Im November 1951 legt der 2. Vorsitzende des Skigaus Frankenjura, Harles, den Grundstein für den Schanzentisch. Der Zeitungsbericht in der Pegnitz-Zeitung vom 24.11.1951 lautet hierzu:
„Harles würdigte die Bedeutung der neuen Sportstätte- In nicht allzu großer Entfernung von Nürnberg werde durch die Sprungschanze am Rothenberg endlich möglich, auch in Nürnberg und Franken leistungsfähige Skispringer heranzuziehen, um auch in dieser Disziplin erfolgreich mit den Sportlern aus anderen Gegenden konkurrieren zu können.“ Bemerkenswert ist die Leistung der Männer des Skiclub Rothenberg, die in Gemeinschaftsarbeit diese Große Arbeit bewältigen, und zwar derart rasch, dass noch in diesem Winter die ersten Veranstaltungen auf der Rothenbergschanze stattfinden werden. „Die Natur hat allerdings die Verhältnisse für den Bau der Rothenbergschanze sehr begünstigt, sie stellte nämlich eine reine Naturschanze ohne künstlichen Anlaufturm dar, so dass die notwendigen Arbeiten sich auf das Abholzen des Waldbestandes, den Bau des ca. 2 Meter hohen Schanzentisches und die Erdbewegungen, die von einem Räumpflug bewältigt wurden, erstreckten.
Die neue Schanze wird zunächst Sprungweiten bis zu 50 Meter erlauben, kann allerdings in den kommenden Jahren durch eine Verlängerung des Anlaufes, die ohne weiteres möglich ist, sowie durch eine Erhöhung des Schanzentisches auf größere Weiten gebracht werden. Es ist zu erwarten, dass sie dann sogar die Schanzen im Fichtelgebirge übertreffen wird.
Im Markt Schnaittach verspricht man sich von der neuen Sprungschanze eine wesentliche Belebung des Fremdenverkehrs im Winter.“ (Zitat nach einem Bericht in der Pegnitz-Zeitung vom 24.11.1951).
Es ist so weit Und dann ist es endlich so weit, am 03. Februar 1952 beginnt um 14:00 Uhr das Eröffnungsspringen auf der neu erbauten Rothenbergschanze. Zirka 4.000 Zuschauer haben sich eingefunden, zum Teil mit Sonderzügen von Nürnberg nach Schnaittach gebracht. (2.371,40 DM kamen aus Eintrittsgeldern ein!)
Von allen Seiten wird die neue Sprungschanze gelobt, wenn auch noch einige Verbesserungen vorgenommen müssen (Vergrößerung der Aufsprungbreite, Ausbau des Auslaufs, Errichtung eines Kampfrichterturms, Zuschauerplätze).Momentan beträgt der Neigungswinkel beim Aufsprung 35 Grad, der Höhenunterschied zwischen Anlauf und Aufsprung liegt bei 69 Metern, so dass man mit Weiten von 40-50 Metern rechnen kann.
Den ersten Sprung auf der Schanze macht am Vortag der Eröffnung Bernhard Hopf vom Skiclub. Über die Weite wird in der Chronik nichts geschrieben. Am Wettkampftag stellt Hermann Eck aus Gmund am Tegernsee mit 40,50 Metern den ersten Schanzenrekord auf. Hervorragend platzierte sich in dem Feld von 17 Springern( u. a. aus dem Fichtelgebirge) Schnaittachs Nachwuchstalent, der damals erst 15–jährige Kurt Richter auf Rang 11.
Zu diesem Springen heißt es in der Zeitschrift „Ski und Berg“ vom März /April 1952: „Die Schanze hat ihre Bewährungsprobe bestanden. Schnaittach und der Rothenberg aber sind durch diese Schanze mit einem Schlag zum jurafränkischen Wintersportzentrum aufgerückt. Das bewies nicht nur dieser Tag, das zeigte sich auch an den folgenden Sonntagen, an denen sich große Teile der Skiläufer in einer oft geradezu beängstigenden Fülle rings um den Rothenberg bewegten.“ (Zitat nach „Ski und Berg“ Fränkische Ski-, Berg- und Wandersport-Zeitschrift 2.Jg. Heft 2 März/ April 1952).
Der Ausbau der Schanze Nach diesem ersten Winter wird geplant, der Schanze ein neues Aufsprungprofil zu geben. Außerdem muss noch der Kampfrichterturm gebaut werden, den man zunächst nur provisorisch erstellt hatte. Man beauftragt den Architekten Fred Heiler aus Reit im Winkel, einen Plan zu entwerfen. Im Schreiben vom 08.04.1952 rät Heiler die verschiedenen Einstiege neu festzulegen, da die bisherigen zu weit auseinander liegen, ansonsten den Anlauf jedoch nicht zu verändern. Umfangreiche Verbesserungen seien Dagegen im Bereich des Schanzentisches und des Auslaufs nötig. Der Architekt schreibt dazu: „Den Übergang auf den Schanzentisch, welcher bisher zu scharf, und den Tisch selber, welcher bisher zu lang war, habe ich mit einem neuen, den Vorschriften entsprechenden Radius von 48 Metern ausgeglichen. Die Absprungverhältnisse werden dadurch wesentlich verbessert. Im Verhältnis zur Schanzenkante gesehen, kommt der Aufsprung weiter nach vorne (Streckung des Profils), wodurch sich die Anlage schöner springen lässt. Das Schöne und Positive an dieser Anlage werden die Aufsprungverhältnisse. Der Aufsprungdruck wird bei zunehmender Weite nicht größer, sondern eher noch kleiner. Die geplante Anlage stellt eine Fahrtschanze dar, im Gegensatz zu einer Fallschanze. Letztere sind überholt, weil sie im Verhältnis zur Fahrtschanze nicht so schön zu springen sind. „(Zitat nach dem in der Chronik abgehefteten Schreiben Fred Heilers vom 08.04.1952)“.
Den Mitgliedern des Skiclubs Rothenberg steht ein arbeitsreicher Sommer bevor: Jeden Samstag, zum Teil auch sonntags, wird an der Schanze gearbeitet. Vom Forstamt Schnaittach werden Kulturarbeiterinnen zur Arbeit an der Sprunganlage geschickt, bezahlt vom Skiclub. Die Vereinsmitglieder arbeiten jedoch weiterhin unentgeltlich, lediglich Bier wird ausgeschenkt, „selbstverständlich nicht so viel wie das Fassungsvermögen des einzelnen“ (zitiert nach der Chronik, Eintrag zum 15.10.1953).
Im Bereich des Schanzenauslaufs muss berücksichtigt werden, dass die Wiese außerhalb der Wintersaison vom Besitzer genutzt werden kann: außerdem ist eine Ausfahrt aus dem Grundstück nötig. Eine Planierraupe soll die Arbeiten im Auslauf unterstützen, jedoch es entsteht mehr Schaden als Nutzen: Sie rutscht über die Böschung eines angrenzenden Grundstücks, drückt den Zaun ein und schiebt allerhand Erdmassen auf das Anwesen. In mühevoller Kleinarbeit fahren die Rothenberger selbst per Schubkarren die Erde aus dem Grundstück. Drei wertvolle Samstage müssen dafür geopfert werden.
Der Winter 1952/53 bringt dann neue Erfolge auf der Rothenbergschanze. Doch noch ist der Ausbau nicht abgeschlossen. So heißt es in der Chronik in einer Notiz zum Thema Schanzenbau vom 28.02.1953.
„Hauptaufgabe für 1953 sind, die Folgen des Abrutschens der Planierraupe endgültig zu beseitigen, weitere Erdbewegungen im Auslauf durchzuführen (Diesmal reibungslos mit einer Planierraupe der US-Army, Fürth), den Aufsprunghügel anzusäen, auf beiden Seiten Stufen für die Zuschauer anzulegen und den Schanzentisch vollkommen herzurichten“ (Zitat nach der Chronik des SCR, Eintrag 28.02.1953).
Die endgültige Fertigstellung Für eine ordentliche Bewertung von Sprungwettkämpfen muss noch ein Kampfrichterturm gebaut werden. Die Pläne dazu liefern Architekt Hans Grötsch und der Zimmermeister Otto Singer. Anfang Oktober sind die vier Grundpfeiler für den Turm erstellt, die Zimmermannsarbeiten können beginnen. Am 09. Januar 1954 steht erstmals das Kampfgericht des Skigaus darauf und gibt seine Bewertung ab. Allerdings fallen im Lauf des Jahres noch etliche Ausbauarbeiten an, In der Presse heißt es: “Die vielen Zuschauer waren wohl alle überrascht, einen zweistöckigen, massiv gebauten Kampfrichterturm vorzufinden, und die Verbesserungen an der Sprungschanze selbst, vor allem des Auslaufs, wurden von den einzelnen Springern, besonders dem ehemaligen Deutschen Meister Anderl Hechenberger, der die Rothenberg-Schanze als wirklich einwandfrei bezeichnet, lobend anerkannt.“ (Zitat nach einem Bericht in der Pegnitz-Zeitung zum 09./10. Januar 1954, abgeheftet in der Chronik, ohne genaue Datumsangabe).
Kaum ist der Kampfrichterturm eingeweiht, sieht man neue arbeiten: Der Anlauf müsste verlängert werden. Dazu werden im Januar 1954 provisorisch Bretter verlegt. (Beim Frühjahrsmanöver werden von den Amerikanern etliche Bretter entwendet: der schaden von 96.- DM wird beim „Besatzungskostenamt“ geltend gemacht). Im April beginnt ein neuerlicher Briefwechsel mit dem Forstamt Schnaittach. (Man erinnere sich an die Genehmigung für den Schanzenbau). Zur Verlängerung des Sprunglaufs für die Schanze wird schließlich von Oktober 1954 an der notwendige Geländestreifen vom Forstamt gepachtet.
Mit Beginn der Wintersaison 1954/55 schließlich hat die Anlage ihren endgültigen Ausbau erreicht. Allerdings beanspruchen Erhaltung und Pflege von Sprungschanze und Kampfrichterturm Jahr für Jahr ein erhebliches Maß an Arbeitseinsätzen. So muss z. B. im Herbst 1963 der Schanzentisch um 25 cm niedriger gemacht werden und das Gefälle auf 8 Grad ausgeglichen werden. (Den Plan dazu liefert Heini Klopfer aus Obersdorf). Immer wieder muss gestrichen und ausgebessert werden, Gras wird gesät und gemäht, Umzäunungen sind notwendig. Alljährlich muss zwischen Anlauf und Schanzentisch eine Überbrückung über den Weg aufgebaut und im Frühjahr wieder entfernt werden.
1961 wird für den Springernachwuchs auf dem Rothenberg die Jugendschanze gebaut um dem geneigten Nachwuchs geeignete Trainingsmöglichkeiten bieten zu können um in späteren Jahren auf der Rothenbergschanze sportliche Erfolge zu feiern.
Die sportlichen Erfolge auf der Rothenbergschanze Nach dem Eröffnungsspringen vom 03. Februar 1952 ist die Rothenbergschanze Schauplatz für nordbayrische Bestleistungen. Neben den fränkischen Assen und den Springern aus dem Fichtelgebirge kommen die Aktiven aus dem Skigau Bayerwald und aus dem bayrischen „Oberland“. Auch Heini Klopfer, den deutschen Meister aus Obersdorf, hat man eingeladen.
Zum einen erhofft man sich von ihm ein Gutachten über die Anlage, zum anderen will man den Zuschauern etwas bieten. Klopfer kann an dem Wettkampf jedoch nicht teilnehmen. Aber man ist auf dieses Zugpferd gar nicht angewiesen, wie die Zuschauerzahlen zeigen, von bis zu 7.000 Besuchern berichtet die Chronik des Skiclub Rothenberg.
Der erste Schanzenrekord des Gmundeners Eck von 1952 wird 1953 nach den baulichen Veränderungen von zwei Springern überboten. Hans Peschl vom TSV Regenhütte und Walter Baier vom 1. FCN setzten mit 42,50 Metern neue Bestmarken. 1954 erreicht Leo Tischler aus Regenhütte 43 Meter. Bereits 1955 liegt Kurt Richter vom SC Rothenberg ganz vorn. Im Training für das Pokalspringen am 20, Februar springt er bereits 48 Meter, in den Wertungsspringen siegt er mit 44,50 und 45,50 Metern und stellt damit den neuen offiziellen Schanzenrekord auf. Nur zwei Wochen später steht der junge Schnaittacher Sprünge von 47,50 und 49,00 Metern und wird Jurafränkischer Meister. 1956 liegt die Rekordweite bei 50,00 Metern, wieder durch Kurt Richter. 1957 verbessert er seine eigene Bestleistung auf 51,00 Meter. Zwei Jahre darauf schraubt Kurt Richter den Schanzenrekord auf 52,00 Meter. Die im gleichen Wettkampf erzielten Weiten des Zweitplazierten, Herbert Raum aus Bayreuth, von 39,50 und 43,00 Metern zeigen die Spitzenleistungen des Schnaittachers.
Kurt Richters Schanzenrekord bleibt unangefochten, auch die späteren jurafränkischen Meister oder Gewinner des Rothenberg-Pokals wie Gerhard Kallert und Werner Seibold (1964) aus Artelshofen und Karl Zapf (1965) aus Bischofsgrün, können den Schnaittacher als Rekordhalter nicht entthronen.
Die Mattenschanze Über drei Jahre hinweg (1966, 67 und 68) müssen dann sämtliche Sprungver- anstaltungen im Winter ausfallen. Im Juni 1968 belegt man schließlich die Schanze mit Kunststoffmatten. Werner Seibold aus Artelshofen, jetzt neues Vereinsmitglied beim Skiclub Rothenberg, macht am 15.12.1968 den ersten Sprung auf der Mattenschanze und erreicht 36,00 Meter. Die Matten bilden auch die Unterlage für die Jurafränkische Gaumeisterschaft im Januar 1969. Aber es gibt Schwierigkeiten. Die Kunststoffmatte beginnt zu vibrieren, der Schnee kommt teilweise in Bewegung. Bei einem Wertungssprung von Georg Buchner löst sich unmittelbar nach seinem aufsetzen eine mehrere Quadratmeter Große Schneefläche und rutscht zu Tal. Neu auf die Schanze geworfener Schnee muss erst festgetreten werden, was zu erheblichen Verzögerungen im Wettkampfablauf sorgt. Besser läuft es beim Pokalspringen im Februar 1969, diesmal hält der Schnee auf der Matte.
Das letzte Springen Zum letzten Male wird am 08. Februar 1970 das Pokalspringen auf der Rothenberg- schanze ausgetragen. Wieder liegen Kallert, Artelshofen und Seibolt, jetzt SC Rothenberg, vorn. Bei den Jugendlichen erreicht Günter Steger vom SCR hervorragende Weiten von 35 und 36 Metern, lediglich die Haltung muss er noch verbessern. „Trotz des schlechten Wetters war es sportlich gesehen eine gelungene Veranstaltung, die zeigte, dass der Skiclub Rothenberg auf den richtigen Weg ist, auch wieder größere Veranstaltungen durchzuführen. Die Springer verließen mit den besten Eindrücken und mit dem Versprechen auf ein Wiedersehen im nächsten Winter den Rothenberg“ (Zitat nach einem Bericht in der Pegnitz-Zeitung vom damaligen Pressewartes Skiclub Rothenberg, Hartwig Rochholz, Februar 1970, abgeheftet in der Chronik ohne genaue Datumsangabe).
Das Ende Doch zu diesem Wiedersehen kommt es nicht: Im Frühjahr 1970 zerstört ein Erdrutsch die Schanze. 23 Meter vom Schanzentisch entfernt ist der Aufsprung in seiner ganzen Breite abgerissen. Zunächst plant man die Instandsetzung der Anlage. Im August 1971 rät der Architekt, Fred Heiler, jetzt Sprungschanzenberater beim BSV, zu einem Umbau, der allerdings mit der erforderlichen Planung 7000 DM kosten würde. Im April 1972 beschließt der Verwaltungsausschuss, die Schanze vorerst nicht herzurichten. Erst wenn wieder geeignetes „Springermaterial“ vorhanden sei, solle über die große Sprungschanze neu diskutiert werden, bis dahin wolle man nur den Ausbau der Jugendschanze pflegen. Es sei nicht sinnvoll, so steht es im Bericht zur Jahreshauptversammlung des Skiclubs 1972, „viel Geld in größere Schanzen zu investieren, auf denen letztlich doch niemand springe“ (Zitat nach einem Zeitungsbericht in der Pegnitz-Zeitung des Jahres 1972, abgeheftet in der Chronik des SCR ohne genaue Datumsangabe).
Die Gegenwart Skispringen am Rothenberg gehört damit als Wettkampfsport endgültig der Vergangenheit an. Am 12. Juni 1979 wird der Kampfrichterturm abgerissen, ein Teil der Balken und Bretter wird beim Sonnwendfeuer des Roten Kreuzes verbrannt und geht somit im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch auf, der Rest wird am 19. Juli 1979 nach Enzenreuth gebracht. Die große Schanze verfällt weiter, im Aufsprung und Auslaufbereich wachsen wieder Bäume nach, die bis Dato eine Größe erreichen dass die meisten Wanderer und Spaziergänger heute ahnungslos am Standort der ehemaligen Rothenbergschanze vorbeimarschieren.
Die Jugendschanze wird noch bis in die 80’er Jahre des vergangenen Jahrhunderts regelmäßig für jede Saison hergerichtet, doch auch dort springt keiner mehr und so wird auch diese, vor allem für den Springernachwuchs des Skiclub Rothenberg gedachte Anlage ihrem Schicksal überlassen.
Um aus Pachtverträgen, die seit dem Bau der Sprunganlage bestanden, aussteigen zu können, musste der Skiclub 1993 sämtliche Unfallträchtigen Einbauten wie Eisenteile von Fundamenten und auch den Schanzentisch der Jugendschanze abbrechen und das Gelände einebnen.
Dieser Arbeitsdienst war wahrscheinlich der letzte von hunderten solchen Einsätzen die an der Rothenbergschanze von den Mitgliedern des Skiclub Rothenberg ehrenamtlich und mit viel Engagement ausgeführt wurden.
Heute erinnert eine Tafel an der Stützmauer der Überbrückung zum Schanzentisch, angefertigt vom ehemaligen Nordischen Sportwart des SCR, Loni Bezold, an die Jahre in denen am Rothenberg Fränkische Wintersportgeschichte geschrieben wurde.
Klaus Nuß
Klaus Nuß
Quellnachweis:
Wintersportführer für Nordbayern 1911/12 – Verlag der Buchhandlung Friedr. Korn, Nürnberg Die Rothenbergschanze – Traute Weinzierl (Festschrift 50 Jahre SCR)
100 Jahre Heimatverein Schnaittach – Claus Schönwald
Chronik des Skiclub Rothenberg
© Copyright Bilder 2020 MUGS - Norbert Weber
Schnaittach, 350 Meter hoch gelegener Markt mit 2000 Einwohnern, am Fuß des Rothenbergs, große Ruine. Bahnhof Schnaittach, Fahrzeit 40 Minuten, Lokalbahn zum Markt 20 Minuten. Gasthöfe: Bergschmied, Schnelbögel u. a. Rodelbahn, 5 Minuten zum Rothenberg, 800 m. lang Gefälle mäßig, Schlitten 20 Pfennig die Stunde.
S c h n e e s c h u h l a u f zum Hohenstein 1,5 Std.
Mit diesem kleinen Absatz wurde der Rothenberg im
„WINTERSPORTFÜHRER FÜR NORDBAYERN“
"Ein Wegweiser für winterliche Ausflüge zu den Wintersportplätzen Nordbayerns"
- aus dem Jahre 1911/1912 beworben.
Diese Bewerbung des Rothenbergs sagt natürlich nicht aus, dass nicht bereits vor dem Jahr 1911 Wintersport auf dem Rothenberg betrieben wurde. Denn durch den Verschönerungsverein (heute Heimatverein) Schnaittach wurde bereits im Jahre 1907 entlang des Rothenbergweges eine Rodelbahn angelegt die mit einer Länge von 800 Metern für damalige Verhältnisse ein beachtliches Ausmaß hatte. Der Verein erwarb auch zehn Rodelschlitten die im Gasthaus Grüne Flur unmittelbar am Ende der Rodelbahn, deponiert und für 20 Pfennig pro Stunde an Interessenten vermietet wurden. Damit sollte dem sommerlichen Fremdenverkehr in Schnaittach, der damals offensichtlich stark ausgeprägt war, auch eine Wintersaison angefügt werden.
Der „Schneeschuhlauf“ wie man das Skilaufen in seinen Anfängen bezeichnete war am und im Umkreis des Rothenberges seit seiner Verbreitung in unseren Kreisen ein beliebter Freizeitspaß. Wobei man im Gegensatz zum heutigen Alpinen Skilauf darunter meistens eine Skitour, mit der einen oder anderen Abfahrt verstand.
Für einen Nürnberger „Schneeschuhläufer“ in der ersten hälfte des 20’ten Jahrhunderts muss man sich den idealen Skitag in etwa so vorstellen:
„Fahrt mit der Eisenbahn vom Nürnberger Hauptbahnhof nach Schnaittach Bahnhof (heute Neunkirchen am Sand). Hier wurden die Skier angeschnallt und es ging an Speikern vorbei in Richtung Kersbach, von dort aus auf den Rothenberg und man konnte hier die eine oder andere Abfahrt wagen. Danach ging es weiter über Enzenreuth zum Schlossberg, Hienberg und zur Weltkugel bei Diepoltsdorf. Von dort wieder hinab zum Bahnhof Simmelsdorf/Hüttenbach um mit der Lokalbahn den Heimweg nach Nürnberg anzutreten.“
Für die heimischen Skisportler jener Zeit stellte sich ein Skitag natürlich einfacher dar, es ging quasi von der Haustüre weg in den Schnee und der eine oder andere konnte nach einem Skitag bis zu seiner Haustüre auf den Brettern fahren.
Spätestens 1966 mit der Inbetriebnahme des ersten Skiliftes am Rothenberg änderten sich die Gewohnheiten der Wintersportler, es wurde entweder Alpiner- oder Nordischer Skilauf betrieben. Die Abfahrer tummelten sich auf der Westseite des Rothenberges Zeitenweise in solchen Mengen, dass die Wartezeit am Skilift bei weitem die Zeiten überstieg, die man zur Talfahrt benötigte.
Für die Langläufer wurde die Enzenreuther Höhe, vor allem seit der Anschaffung eines Loipenspurgerätes durch den Skiclub Rothenberg Anfang der 80’er Jahre als gerne genutztes Gebiet für Wintersportler aus nah und fern, angenommen. Die dortigen Loipen werden nach wie vor vom Schnaittacher Altbürgermeister Klaus Hähnlein in vorbildlicher weise gepflegt und in Ordnung gehalten.
Der Technische Fortschritt hat bei den Abfahrern natürlich nicht Halt gemacht, so steht für die Präparierung der Skipiste am Rothenberg eine kleine Pistenraupe und seit 2009 eine Schneekanone für die freiwilligen Helfer des Skiclub Rothenberg zur Verfügung. Heute stellt sich der Rothenberg mit seinen zwei kleinen Skiliften bestens gepflegten Pisten und Loipen auch trotz der größeren Konkurrenz als Familienfreundlicher für sämtliche Wintersportarten geeigneter Berg dar.
Matten
... oder der Versuch den Rothenberg zum Ganzjahresskigebiet zu machen
Matten – Oder der Versuch den Rothenberg zum Ganzjahresskigebiet zu machen Ein Interessanter, aus heutiger Sicht vielleicht etwas wunderlicher Abschnitt in der über 100-jährigen Geschichte des Wintersports am Rothenberg ist wohl der Versuch zu bezeichnen den Rothenberg, mit Hilfe von kammartigen Kunststoffmatten, zu einem Ganzjahresskigebiet zu machen.
Im Jahre 1968 wurde, durch einen Unternehmer und dem Skiclub, die Skipiste im Bereich des Skiliftes mit Kunststoffmatten belegt, die ein ganzjähriges Skilaufen am Rothenberg ermöglichen sollten und dadurch Skiläufer aus nah und fern auch während der schneelosen Zeit auf den Rothenberg locken sollten.
Am 09. April 1968 war es soweit, die Mattenpiste wird von der örtlichen Prominenz unter großem Interesse der Öffentlichkeit eröffnet, sogar ein Team des Bayerischen Fernsehens war vor Ort um davon in der Abendschau zu berichten. Der damalige Bürgermeister des Marktes Schnaittach Alois Kremer hielt die Festansprache um im Anschluss sofort die ersten Skiläufer auf die „Kunststoffpiste“ zu schicken. Der erste der nach der offiziellen Freigabe seine Schwünge über die Kunstpiste zog war Pfarrer Konrad Konrad Ringl, den man auch über vierzig Jahre später, dann allerdings auf Naturschnee, am Rothenberg beim Skisport sieht.
Im Juni des gleichen Jahres werden auch auf die Rothenbergschanze und die Jugendschanze Kunststoffmatten gelegt um auch in den Sommermonaten Trainingsmöglichkeiten zu haben und Sprunglaufveranstaltungen durchführen zu können.
Doch es kam alles ganz anders bereits ein Jahr später gab es bezüglich der gestellten Anforderungen größere Mängel. Vor allem auf der Schanze hatten die Springer große Probleme nach dem Sprung abzubremsen, Gras wuchs so stark durch die Matten, dass kein vernünftiges Skilaufen möglich war. Im Winter gab es Probleme mit der Haftung zwischen Naturschnee und Matte. Einmal rutschte während eines Skispringens ein großes Stück Schnee von Aufsprung ab und erforderte größten Einsatz der Skicluberer um die Veranstaltung fortzuführen. Fazit war, die Matten erfüllten weder auf der Piste noch auf der Schanze die an sie gestellten Forderungen und wurden bereits nach einem Jahr wieder abgebaut und das Thema Sommerskilauf am Rothenberg wurde in die wirklich unterste Schublade gesteckt.
Der erste der nach der offiziellen Freigabe seine Schwünge über die Kunstpiste zog war Pfarrer Konrad Konrad Ringl, den man auch über vierzig Jahre später, dann allerdings auf Naturschnee, am Rothenberg beim Skisport sieht.
"Die Matte wurde durch Pf. Ringl geweiht.
Mattenabfahrtstrecke"
Impressionen
The End.